Bessere Versorgung von psychisch erkrankten Jugendlichen gefordert

Psychisch erkrannkte Jugendliche | Depressionen bei Jugendlichen | Husumer Schülerzeitung - husumer-sz.de

Der Kinder- und Jugendbeirat Nordfriesland (KJB-NF) ist besorgt: „Wir haben erkannt, dass mentale Krankheiten von der Gesellschaft zwar gesehen werden, aber definitiv nach wie vor dringender Handlungsbedarf besteht.“ Hintergrund ist die Versorgungslage von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein.

Depressionen bei Jugendlichen in Husumer Schülerzeitung - husumer-sz.de
Foto: „Selfie“ von flickr.com, michellereyntjens, Lizenz: (CC BY 2.0)

Laut DAK1 haben hier Essstörungen bei Mädchen während der Coronajahre um 162 Prozent, Angststörungen bei allen Jugendlichen um 69 Prozent sowie Depressionen um 38 Prozent zugenommen. Die damals erkrankte Husumer Abiturientin ‚Eden‘ berichtet von den Spätfolgen: „Ich bin durch diese krasse Erfahrung heute viel dankbarer für die kleinen Dinge, nehme aber immer noch Medikamente gegen Angst und Depression, die mich wohl noch lange begleiten werden.“

Das schleswig-holsteinische Gesundheitsministerium bestätigt eine Häufung von Post-Covid-Befunden. „Es besteht im gesamten Bundesgebiet eine stark angestiegene Nachfrage an psychotherapeutischen Behandlungen. Dies betrifft bedauerlicherweise auch den Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie.“ Hilfe bietet die Servicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung unter der Rufnummer: 116 117. „Die gesetzliche Terminvergabepflicht von 4 Wochen und im Rahmen der Akuttherapie 2 Wochen wird dort eingehalten“, so der Ministeriumssprecher.

Der KJB-NF schlägt vor, mehr Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter einzustellen. „In unserem direkten Umfeld haben wir festgestellt, dass Schulsozialarbeitende an unseren Schulen sehr gute Arbeit leisten, jedoch zeitlich sehr eingeschränkt sind.“ Außerdem, so der KJB-NF, sollten Jugendliche stärker ermutigt werden, sportliche oder kreative Tätigkeiten in ihr Leben zu integrieren. Das würde den sozialen Zusammenhalt fördern. „Wir sind der Meinung, dass es mehr Aufklärung in den Klassen bedarf, damit man auch lernt, wie man mit psychisch Erkrankten in seinem Umfeld umgeht. Aber nicht nur für Klassen, sondern auch für Lehr- und Fachkräfte sollte es mehr Aufklärungs- und Hilfsangebote geben.“

Doch das Land reagiert bereits. Hilfe und Schulungsangebote bietet die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein, aber auch der Verein Irrsinnig Menschlich.

Die Hilfsangebote im Überblick

Notfallnummer: 116 117, online unter www.116117.de

  • Sekundarstufen-Präventionsprogramm Verrückt? Na und!. Es ist für Schulen buchbar bei den Regionalgruppen von Irrsinnig Menschlich e.V. (Stand 8.2023). Zuständig in Nordfriesland ist der Jugendärztliche Dienst, Gesundheitsamt & Schulpsychologischer Dienst mit den Kontakten:
    Jörg Lorenzen-Lemke | Telefon: 04841 800973 | E-Mail: nordfriesland(aet)schupsyd.landsh.de 
    Dr. med. Kirstin Kraemer | Telefon: 04841 67602 | E-Mail: kirstin.kraemer(aet)nordfriesland.de
    Janet Nissen | Telefon: 04841 67508 | E-Mail: janet.nissen(aet)nordfriesland.de
  1. Fußnote. Selbstkorrektur, Tippfehler (5.9.2023): In einer vorherigen Textversion hieß es hier „DRK“ statt „DAK“. Quelle ist der DAK Kinder- und Jugendreport 2022 aus Schleswig-Holstein. ↩︎